Mittwoch, April 24, 2024

Furiose Neuauflage des Blomberger Songfestivals

Blomberg (rr). Für gute Musik und beste Unterhaltung ist das Blomberger Songfestival hinlänglich bekannt.

Und auch bei der 14. Auflage servierten die Veranstalter in der »Alten Meierei« Musik auf einem Niveau, das die begeisterten Zuhörer fast atemlos nach Hause gehen ließ. Nach zweijähriger Coronapause stellten Singer/Songwriter Volkwin Müller und Andrea Plat als Organisatoren mit Unterstützung der Stadt und Blomberg Marketing wieder eine Veranstaltung auf die Beine, die das Publikum in ihrer Vielfalt und Qualität schlichtweg begeistert hat.

So eröffnete am Samstag die Sängerin Anette Gebauer den Abend gemeinsam mit ihrem kongenialen Pianisten Marcus Linnemann, ein Duo, das stimmlich absolut harmonisch agierte und sympathischen Kontakt zum Publikum herstellte. Als Sängerin mit einer klassischen Gesangsausbildung für Theater, Musical- und Operettenproduktionen verfügt Anette Gebauer über ein weites stimmliches Spektrum, mit dem sie gekonnt in ihren Liedern spielt.

Alltagssituationen, Streit, Versöhnung und hintergründig witzige Selbstreflexionen sind ihre Themen, immer mit einem Augenzwinkern präsentiert. Die Begleitung von Marcus Linnemann am Piano oder an der Gitarre geschieht sensibel, rhythmusstark und mit viel Einfühlungsvermögen, auch seine Stimme passt vorzüglich zu Anette Gebauers Timbre.

Aus ihrer letzten CD »Mittendrin« intoniert sie chansonartige Songs wie »Ich und Ich«, »Zwischen Bild und Ton« oder »Mittelalter«, in dem sie ihren Status als mittelalte Frau persifliert, zum Nachdenken anregt und doch mit Power und Verve das Publikum zum Mitsingen animiert. Klar, dass sie nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen wird.

Ganz anders im musikalischen Charakter dagegen der nächste Gig mit Philip Bölter, denn hier wird’s laut. Er spielt zwei Dobros, Resonatorgitarren, die einen unglaublich vollen, aber auch harten Klang erzeugen, davon eine mit Holz-, eine zweite mit Metallkorpus, und zusätzlich noch eine »gewöhnliche« Westerngitarre.

Seine selbstgewählte Bezeichnung »Verrückter auf der Gitarre« ist wohl noch untertrieben, denn was er da an Fingerfertigkeit, Höchstgeschwindigkeit und Präzision abliefert, bringt das Publikum förmlich zum Toben. Sein instrumentaler Einstieg lässt schon aufhorchen, denn er spielt reines Fingerpicking, also ohne Plektrum, zart, sanft und melodiös, dann wandelt sich der Song zu einem wahren Kracher, da fliegen die Finger, da fallen fast die Ohren ab.

Die Corona-Zeit hat er verwendet, »um Songs aus Amerika auf Deutsch zu übersetzen«, und so singt er ausschließlich nun deutsche Texte. Angenehme, tragende Stimme, die auch mal hart und treibend werden kann, über allem aber sein exzellentes Gitarrenspiel. Beispielsweise bei »Mr. Bojangles«.

Zusätzlich setzt Philip Bölter die Blues Harp ein, jene Mundharmonika, die, wie einst bei Bob Dylan, um seinen Hals befestigt ist. Seine Virtuosität lässt die Zuhörer johlen, trampeln und pfeifen. Man spürt die Erfahrung aus mehr als 1.200 Konzerten, die er gegeben hat, bringt er doch eine gewaltige Performance auf die Bühne, und immerhin nötigt ihm das Auditorium zwei Zugabe ab.

Den Abschluss des Abends bildet dann ein ganz besonderes Duo, denn mit der preisgekrönten Songwriterin Tokunbo, die als eine der beliebtesten Jazz-Popstimmen Deutschlands bezeichnet wird, und ihrem Partner Lars Ehrhardt, der sowohl eine exzellente Gitarre spielt als auch stimmlich äußerst feinfühlig agiert, wird das Publikum wiederum zu Applausstürmen hingerissen.

Aus ihrem neuesten Album »Golden Days«, mit dessen gleichnamigen Titel sie in ihr Programm einsteigt, bringt sie eine Reihe Songs, wobei ihre weiche und wandlungsfähige Stimme eine echte Visitenkarte ihrer Qualität ist.

Kein Wunder, wurde die als Frontfrau von »Tok Tok Tok« bekannt gewordene Sängerin doch mit fünf German Jazz Awards ausgezeichnet. Die im Gesamtcharakter eher zurückhaltende Musik illustriert mit fragiler Gitarre und adäquaten Arrangements durchaus das Motto »Leise ist das neue Laut«.

Bereits nach dem Freitagabend mit den Duos Volkwin Müller und Uli Kringler sowie Gabriela Koch und Natalie Plöger war das Publikum begeistert gewesen: »Was für ein toller Abend! Von Anfang bis Ende ein Genuss«, jubelte einer der Zuhörer denn auch prompt in den sozialen Medien, und Veranstalterin Andrea Plat schwärmte von einem »berührenden und mitreißenden Abend«.

So konnten sie und ihre Mitstreiter das 14. Blomberger Songfestival auch mit diesem fulminanten Samstag insgesamt als Spitzenevent erster Güte verbuchen.

Glanzvoller Auftritt: Tokunbo zog die Menschen in ihren Bann Foto: Rudi Rudolph