Donnerstag, April 25, 2024

Pastor Hermann Donay wird seine Koffer packen

Blomberg (an). »Wer sein Wort hört, kann vor dieser Welt nicht schweigen.« Der Satz hing bereits an der Wand des jungen Hermann Donay.

Da wusste er noch gar nicht, dass er Pastor werden würde. Aber die Haltung hat er schon früh in sich getragen: Sich einsetzen für andere, Glauben zu leben, solidarisch zu sein.

1957 in Detmold geboren, hat er in der Wunderschönen seine Jugend verbracht, am Leopoldinum die Schulbank gedrückt und sich schon früh aktiv in der Kirchengemeinde eingebracht.

Sich gemeinsam mit anderen zu engagieren – das scheint im Leben des Hermann Donay so etwas wie ein roter Faden gewesen zu sein, sei es beim Nachhilfeunterricht für die in Mathe schwächeren Schüler, sei es als Kindergottesdiensthelfer oder – sehr viel später im Berufsleben – seit 15 Jahren als unermüdlicher Helfer im Team der Tafel Ostlippe in Blomberg.

Vollkommen undenkbar für den Sohn eines Verwaltungsangestellten und Bruder dreier älterer Schwestern, ist es, Kriegsdienst zu leisten: »Für mich war klar, dass ich verweigere. Und auch klar, dass ich mich gut vorbereiten musste, um die Verhandlung zu überstehen.« Er schaffte es auf Anhieb, leistete seinen Zivildienst in einer kleinen Dorfgemeinde mit sozialem Brennpunkt ab.

Von der Begabung her hätte er auch gut Naturwissenschaften studieren können, doch er entschied sich für die Theologie, studierte in Marburg, Hamburg und Göttingen. Vikariat in Brake, Schulvikariat an der Ostschule in Lemgo und das Pfarrvikariat in Helpup – das waren seine Stationen, bis er schließlich auch Pastor in dieser ländlichen Gemeinde im Spannungsfeld zwischen Bielefeld und Lippe wurde.

Und dann, im Februar 1997, besetzte er die von Pfarrvikar Andreas Klei gehaltene freie Pfarrstelle in Blomberg, zog mit seiner Frau Karin und den Kindern – es sind vier, heute längst erwachsen – in die Nelkenstadt.

Der Seelsorger freute sich damals, in einem etwas städtischeren Umfeld gelandet zu sein, und er stellte schnell fest, dass er mit Pastorin Ursel Rosenhäger ein gutes Gespann in dieser Gemeinde mit zwei Pfarrstellen abgab.

»Auch wenn wir grundverschieden sind«, sagt er schmunzelnd. So konnten beide ihren Neigungen frönen, und um bestimmte Bereiche wie Konfirmandenarbeit oder Jugendarbeit kümmerten sie sich zusammen. Zehn Jahre lang hat sich Hermann Donay auch als Superintendent der Klasse Ost in der Nachfolge von Pastor Harald Bollermann engagiert.

Nun stehen Seelsorger ja oft besonders im Fokus einer Gemeinde. Wie ist er damit umgegangen? – »Natürlich gibt es eine Vielfältigkeit von Erwartungen, die sich nicht immer übereinander bringen lassen«, sagt Hermann Donay. »Aber es ist auch eine Frage des Miteinanders und der Mitarbeitenden«, betont er. Besonders in Helpup habe er ein großes Engagement der Gemeindeglieder erlebt, einen Kirchenvorstand, der sich mit sehr großem Selbstbewusstsein für die eigenen Belange einzusetzen wusste.

Was hat ihn besonders beglückt in seinem Job? »Es war einfach das große Vertrauen der Menschen. Wenn ich beispielsweise zu einem Trauergespräch kam, habe ich oft so viel sehr Privates erfahren, das hat mich berührt« Und auch, wenn er manchmal schlicht keine Antworten habe geben können, warum Gott dieses oder jenes Leid zulässt – »oft ist es einfach wichtig, da zu sein und den Weg mitzugehen.«

Er wird mit der Familie in wenigen Wochen nach Detmold ziehen – was der 65-Jährige dann tun wird, steht noch nicht fest. Und was wird er – außer den Blombergern natürlich – am meisten vermissen? – »Wie sonntagmorgens die Sonne in den Chorraum strahlt. Denn das ist einfach wunderbar.« Die Gemeinde wird sich am ersten Advent in einem festlichen Gottesdienst von ihm verabschieden, der um 15 Uhr in der Klosterkirche beginnt.

Wie es mit der Pfarrstelle in Blomberg weitergeht, ist noch nicht ganz klar, denn auch die Lippische Landeskirche leidet unter Personalmangel, und die Klasse Ost hat bereits zwei Vakanzen.

Pastor Hermann Donay verabschiedet sich am ersten Advent von seiner Gemeinde. Foto: brink-medien