Blomberg (miw). Die Blomberger Stadtmauer präsentiert sich im Bereich des Kulturhauses »Alte Meierei« derzeit im weißen »Gewand«.
Die an der Mauer angebrachten Baugerüste sind in eine Schutzhülle gepackt. So können die Altbauspezialisten der Firma »Kramp & Kramp« aus Lemgo-Lieme das historische Bauwerk auch bei niedrigen Temperaturen weiter sanieren.
Die Arbeiten an der unter Denkmalschutz stehenden Mauer laufen seit Oktober vergangenen Jahres – starke Beschädigungen mit stellenweiser Einsturzgefahr haben diese Maßnahme notwendig gemacht. Und der Zustand der Mauer sei noch schlimmer als zunächst angenommen, wie der leitende Architekt Andreas Kropp aus Warburg berichtet.
Im ersten Schritt der Sanierung ist die Mauer gereinigt worden. »Da wurde das ganze Desaster erst sichtbar«, sagt Kropp. Der Großteil der alten Wesersandsteine sei kaputt. »Sie sind horizontal und vertikal gerissen«, beschreibt der Architekt die Schäden. Zudem bröckelten die Steine teilweise aus dem Mauerwerk heraus. Verschiedene Ursachen seien dafür verantwortlich, wie Kropp erklärt.
Zum einen wurden zum Bau einer Mauer in früheren Zeiten keine hochwertigen Steine verwendet. Hinzu komme aber, dass in der Vergangenheit falsche Sanierungstechniken angewendet worden seien. Kardinalfehler sei die Verwendung des Zementmörtels gewesen. »Der Sandstein nimmt Feuchtigkeit auf. Durch den harten Mörtel kann diese aber nicht mehr entweichen«, macht Andreas Kropp deutlich. Die Folge: Die Steine werden stark beschädigt und lösen sich zum Teil sogar auf.
»Man hat früher nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet«, ist sich der Architekt sicher. Doch heute sei man in den Erkenntnissen der Denkmalpflege deutlich weiter. Bedauerlich findet Kropp, dass früher so gut wie gar nichts über die Blomberger Stadtmauer dokumentiert worden ist. Die Stadtmauer wird nun nach und nach auf Schäden geprüft, repariert und zum Teil neu aufgebaut.
Zur Befestigung kommt jetzt Kalkmörtel zum Einsatz. »Dieser ist weicher als Zementmörtel. Er lässt die Feuchtigkeit hinein und auch wieder heraus«, erklärt der Experte. Für weitere Schäden an der Mauer hat der starke Bewuchs – der nun komplett entfernt wird – gesorgt. »In der Mauer haben wir teilweise oberschenkeldicke Wurzeln vorgefunden«, berichtet Kropp. Diese würden die Steine regelrecht auseinandersprengen.
»Wir versuchen so viele alte Mauerabschnitte wie möglich zu erhalten«, sagt Doris Zentgraff von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Blomberg. Im aktuellen Sanierungsabschnitt seien viele kaputte Steine entdeckt worden, wie der Architekt ernüchternd feststellt. Er schätzt, dass hier rund 30 bis 40 Prozent der alten Steine erhalten werden können. Der Rest wird durch neue ersetzt. Diese kommen aus einem Steinbruch in Helmarshausen (Bad Karlshafen). Sie hätten eine gute Qualität und seien nach farblichen Kriterien ausgesucht worden, so dass sie gut zu den alten Steinen passten, erklärt Kropp, der den Farbton als lila-gelb-rötlich beschreibt. Die Auswahl sei in enger Abstimmung mit der LWL-Denkmalpflege in Münster erfolgt.
Der Aufbau der Mauer gestaltet sich etwa so wie ein Puzzle-Spiel, macht Thomas Tölke, Polier der Firma »Kramp & Kramp«, deutlich. Er schaue sich die Steine genau an und überlege dann, an welche Stelle diese gut passten, damit es ein harmonisches Gesamtbild ergebe. Die Sanierungsarbeiten im Bereich der »Alten Meierei« dauern voraussichtlich noch bis April an.
Die Stadtmauer wird im Zuge der Fortschreibung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (STEK) sukzessive saniert. Die Arbeiten sind in mehrere Abschnitte aufgeteilt. »Unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit haben wir an der Alten Meierei begonnen«, erklärt Doris Zentgraff. Dort parkten viele Autos und auch Fußgänger seien dort oft unterwegs. Anschließend werde die Sanierung im Bereich des Pideritplatzes fortgesetzt.
Wie bereits berichtet, kostet die Sanierung der Stadtmauer insgesamt rund 650.000 Euro. 60 Prozent werden durch das Städtebauliche Entwicklungskonzept gefördert. Für den Eigenanteil konnte die Kommune erfolgreich Fördergelder des Bundes und des Landes NRW einwerben.