Dienstag, März 19, 2024

»Chorisma Ladies« trotzen der Krise

Blomberg-Eschenbruch (miw). Keine Proben, keine Auftritte: Auch die Chöre sind von den Einschränkungen der Corona-Pandemie stark betroffen.

»Nicht alle Chöre werden das überleben«, ist sich Chorleiterin Daniela Palma aus Eschenbruch sicher.

In der aktuellen Situation sei es ein immenser Aufwand, einen Chor am Leben zu erhalten. Doch die 51-Jährige hat sich dieser Herausforderung gestellt und sich etwas einfallen lassen, um ihren Chor zusammenzuhalten und zu motivieren. Mit ihren »Chorisma Ladies« nahm sie ein Lied – in ihrem eigenen kleinen Tonstudio – auf. Gemeinsam mit Chormitglied Petra Pulver kreierte Daniela Palma zum Lied »Remember« von Lauren Daigle einen deutschen Text. Entstanden ist der Song »Zusammen«.

»Es ist ein Motivationslied«, erzählt die Chorleiterin. Es greife den aktuellen Zeitgeist auf und solle den Menschen Hoffnung schenken. Als der Text zu Papier gebracht war, sang Daniela Palma das dreistimmige Lied ein und verschickte es an ihre »Chorisma Ladies«. Die 17 Frauen hatten fortan zwei Wochen Zeit, um das Stück einzustudieren. »Ich hatte ständig den Knopf im Ohr und habe immer und überall das Lied gesungen«, erzählt Andrea Hellmich, die von Beginn an – seit 2014 – bei den »Chorisma Ladies« dabei ist.

Die 54-Jährige lobt das Engagement ihrer Chorleiterin. Sie selbst sei sofort begeistert von der Idee gewesen, ein Lied aufzunehmen. »Ich war noch nie in einem Tonstudio. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, so eine Erfahrung zu machen«, sagt Andrea Hellmich. Ebenso erging es den anderen Sängerinnen, die alle einzeln ihre Chorleiterin besuchten, um das Lied aufzunehmen.

Während die Frauen das Lied sangen, ließ Daniela Palma die Kamera mitlaufen, um später daraus ein Video zu schneiden. »Das war eine ganz spannende Erfahrung«, erzählt Andrea Hellmich. Auch etwas Mut habe dazu gehört, denn hier habe man sich nicht in der Masse des Chores »verstecken« können, sondern die eigene Stimme habe bei den Aufnahmen im Fokus gestanden. Für Daniela Palma eine gute Gelegenheit, die Stimmen alle einmal einzeln zu hören und an ihnen zu feilen. »Das war sehr lehrreich«, berichtet Andrea Hellmich. So sei ihrer Chorleiterin bei ihr aufgefallen, dass sie beim Singen langsamer ausatmen müsse. Ein hilfreicher Ratschlag, den sie in Zukunft beherzigen wolle, wie die Chorsängerin aus Hiddensen sagt.

Mit Daniela Palma haben die »Chorisma Ladies« und die sechs weiteren Chöre, die sie leitet, eine nicht nur vom Equipment gut ausgestattete, sondern auch technisch sehr versierte Chorleiterin. So probt sie mit ihren Musikern während der Corona-Krise per Videokonferenz. Auch ältere Mitglieder habe sie an die Technik heranführen können, wie sie berichtet. »Da haben wir wirklich Glück mit unserer Chorleiterin«, weiß Andrea Hellmich die Situation zu schätzen. Ein Glück, das nämlich längst nicht alle Chöre haben. Einigen fehle es an dem technischen Know-How, um die Proben aufrecht zu erhalten, weiß Daniela Palma, die hier auch den Lippischen Sängerbund in der Verantwortung sieht. Da müsste mehr Hilfestellung kommen, macht sie deutlich.

Etwa 190 Stunden Arbeit investierte Daniela Palma in das Projekt. Das Ergebnis können Interessierte nun bei YouTube finden. Das Video »Chorisma Ladies singen Zusammen« zählt bereits rund 3.000 Aufrufe. Und auch, wenn die Tonaufnahmen allen Sängerinnen viel Freude bereitet haben, steht für die Chorleiterin fest: »Es kann das gemeinsame Singen nicht ersetzen.«

Es fehlten die funkelnden Augen, wenn sich eine Chorpassage zum ersten Mal gut anhört. Es fehle die gemeinsame Gänsehaut, wenn das Lied endlich auftrittsbereit ist. Es fehle die gemeinsame Zeit miteinander. Doch die Vorfreude bei den Sängerinnen bleibt. Auf den Tag, an dem sie zum ersten Mal gemeinsam ihr Lied »Zusammen« singen können.

Chorleiterin Daniela Palma (links) hat in ihrem Büro ein kleines Tonstudio eingerichtet. Dort haben alle Mitglieder von »Chorisma Ladies«, wie hier Andrea Hellmich, das Lied eingesungen. Foto: Michaela Weiße