Blomberg. Jörg Deppermann ist unter anderem für Gottesdienste, Taufen, Trauungen oder Beerdigungen zuständig.
Darüber hinaus arbeitet der Pfarrer der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde seit acht Jahren auch im Team der Notfallseelsorge in Lippe mit. Er ist einer von inzwischen knapp 100 Frauen und Männern, die sich dort ehrenamtlich engagieren.
»Vor etlichen Jahren wurde ich zu einem häuslichen Todesfall gerufen. Da war jemand völlig überraschend gestorben, ein Schock für die Angehörigen. Ich habe erlebt, wie wichtig es war, für sie da zu sein – mit ausreichend Zeit, um die Situation etwas zu stabilisieren«, so beschreibt Jörg Deppermann die Anfänge seines Wirkens.
Um für den Einsatz als Notfallseelsorger ausreichend qualifiziert zu sein, absolvierte er eine mehrtägige, verpflichtende Fortbildung. »Unsere Arbeit ist herausfordernd. Die Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf die Grenzerfahrung Tod und damit müssen wir immer angemessen umgehen können«, so Deppermann weiter.
Die Notfallseelsorge ist Teil des Bevölkerungsschutzes Lippe – ein starkes System enger und klar strukturierter Zusammenarbeit mit Feuerwehren, Rettungsdiensten und der Polizei. Seit fast acht Jahren hängt bei Jörg Deppermann an der Garderobe eine blau-violette Jacke mit der Rückenaufschrift »Notfallseelsorge« und eine spezielle Tasche ist immer gepackt.
Wenn er zu einem Einsatz gerufen wird, soll es schnell gehen. Meistens geschieht die Alarmierung durch die Feuerwehr-Leitstelle in Lemgo. Immer wieder begleitet der Seelsorger beispielsweise Polizeibeamte auf dem schwierigen Weg, Angehörigen die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen zu überbringen.
»Solch eine Mitteilung verändert das Leben der Betroffenen schlagartig, nichts ist mehr wie vorher. Umso wichtiger ist es, an ihrer Seite zu sein«, betont der 58-Jährige. Als besonders herausfordernd erlebt er Einsätze, bei denen Kinder oder Jugendliche involviert sind.
Grundsätzlich stellt sich deshalb immer wieder die Frage nach der eigenen psychischen Belastung, denn manche Einsätze berühren auch den Seelsorger besonders. So ist er dankbar, dass es nach jedem Einsatz die Möglichkeit zur sofortigen Nachbesprechung gibt und dass der Kreis der Notfallseelsorger sich alle zwei Monate zum kollegialen Austausch trifft.
Die Zahl der Einsätze ist in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich gestiegen und lag im Kreis Lippe 2022 bei 156, im Jahr 2023 noch darüber. Diese Entwicklung zeigt die Akzeptanz und die Notwendigkeit der Notfallseelsorge gleichermaßen.
Während er sich als Notfallseelsorger um betroffene Angehörige kümmert, steht Jörg Deppermann seit etwa vier Jahren auch als Fachberater Seelsorger bei der Freiwilligen Feuerwehr Blomberg den Einsatzkräften zur Verfügung.
»Was die Feuerwehrmänner und -frauen jeden Tag aufs Neue für uns Bürger leisten, ist enorm. Und wir nehmen es meistens einfach so hin. Aber deren Arbeit ist anstrengend und manchmal erleben sie bei einem Einsatz Dinge, die sie psychisch sehr belasten. Da möchte ich gerne ihr Ansprechpartner sein«, erklärt der Pfarrer.
Es sei schwer zu ertragen, wenn jemand bei einem Unfall verstirbt und man zuvor doch alles getan habe, um diese Person zu retten. Dann gebe es Feuerwehrleute, die denken, sie hätten das Ereignis verarbeitet. Im nächsten Einsatz, der dem Vorherigen eventuell ähnelt, können jedoch alte Gefühle hochkommen und die Menschen bei ihrer wichtigen Arbeit blockieren.
Dann ist es am Wehrführer, den Kameraden abzuziehen. Der Fachberater würde sich anschließend um den Betroffenen kümmern mit ihm zusammen die Situation hinterfragen. »Dann haben sie hoffentlich das Vertrauen in einen und reden drüber«, wünscht sich der Seelsorger.
Joachim Hartfelder ist sehr glücklich über diese Unterstützung in seinem Kreis. »Ich finde es ganz toll zu wissen, dass wir jemanden haben, an den wir uns wenden können, wenn einer unserer Kameraden arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wir sehen Jörg Deppermann als große Bereicherung für unser Team an«, so der Blomberger Wehrführer.