Donnerstag, Dezember 12, 2024

Corona-Pandemie macht erfinderisch

Blomberg (miw). Als Reiseverkehrskaufmann und Inhaber von drei Reisebüros hat Christian Veenstra die Corona-Krise ziemlich hart zu spüren bekommen.

Von Mitte März an blieben die Kunden aus, die Kosten liefen jedoch weiter. Der 51-Jährige war gezwungen, eines seiner Reisebüros zu schließen. »Das tat mir besonders für meine Mitarbeiter leid«, bedauert Veenstra.

Er hofft, dass sich die Branche schnell wieder erholt. Doch darauf verlassen möchte er sich nicht. Deswegen hat er sich ein zweites Standbein aufgebaut und ein Bestattungsunternehmen gegründet. Dass er eines Tages Bestatter wird, daran hatte Veenstra in seiner Vergangenheit bisher keinen Gedanken verloren, erzählt er. Die Idee sei schließlich im Gespräch mit dem befreundeten Tischler Tobias Wächter entstanden.

Die Blomberger Tischlerei bietet seit 1973 auch Bestattungen an. Dieser Bereich wurde nun als eigenständige Firma ausgegliedert. Als Geschäftsführer kümmert sich Veenstra um sämtliche Belange rund um das Thema Bestattungen. Die Entscheidung, Bestatter zu werden, habe Veenstra nicht von heute auf morgen getroffen, berichtet er. Ob der Umgang mit Verstorbenen das Richtige für ihn sei, wollte er in einem Praktikum herausfinden.

Die Hospitanz bei einem Unternehmen in Schötmar habe ihn schließlich überzeugt. Und auch, wenn dies in diesem Zusammenhang immer etwas komisch klinge, wie er sagt, habe ihm die Arbeit dort viel Freude bereitet und ihn in seiner Entscheidung bestärkt. »Ich habe gesehen, wie würdevoll die Mitarbeiter mit den Verstorbenen umgehen. Das hat mich sehr beeindruckt«, stellt er fest.

Als Reiseverkehrskaufmann hatte es Christian Veenstra bisher immer mit gut gelaunten Menschen zu tun, die sich auf einen bevorstehenden Urlaub freuen. Auch wenn dies im Kontrast zu seiner jetzigen Tätigkeit zu stehen scheine, würden sich die Berufe doch ähneln, wie Veenstra erklärt. Das Stichwort ist Bedarfsermittlung: Er gehe auf die Wünsche der Menschen ein und übernehme für sie die Organisation.

Berührungsängste mit den Verstorbenen seien von Anfang an kein Problem für ihn gewesen, sagt Veenstra, der die verstorbenen Personen nicht nur abholt, sondern auch für die Einbettung oder zur Aufbahrung vorbereitet. Der Beruf sei sehr vielfältig. »Und ich mache das wirklich gerne«, betont der Blomberger. Es freue ihn, Menschen in einer schweren Zeit helfen zu können.

Bestatter ist zwar ein Ausbildungsberuf, aber eine Ausbildung, um als Bestatter zu arbeiten, sei nicht zwingend erforderlich, berichtet Veenstra, der sich sein Wissen durch Praktika und Schulungen aneignete. Nicht nur Bestatter, auch Versicherungsmakler schaute er dabei intensiv über die Schulter. Dort habe er viel über das Thema Sterbegeldversicherung und Treuhandvorsorge gelernt.

Veenstra wird auch weiterhin in seinen Reisebüros in Blomberg und Steinheim tätig sein. Dank seiner Mitarbeiter könne er jedoch jederzeit das Büro verlassen und sich um das Bestattungsunternehmen kümmern, erklärt er.

Reiseverkehrskaufmann Christian Veenstra hat sich als Bestatter ein zweites Standbein aufgebaut. Der Tod ist in seinem Alltag nun allgegenwärtig. Foto: Michaela Weiße