Montag, März 18, 2024

Schüler bauen Ampeln zur Corona-Vorsorge

Blomberg. Nie mehr »dicke Luft« im Klassenzimmer: Dafür sorgen am Hermann-Vöchting-Gymnasium (HVG) in Blomberg künftig so genannte CO2-Ampeln.

Springt die Ampel auf orange oder gar rot, dann wissen die Schüler, es ist höchste Zeit, die Fenster zu öffnen. Vor allem vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie spiele das richtige Lüften eine wichtige Rolle an der Schule, berichtet der stellvertretende Schulleiter Hans Schröder.

Die CO2-Ampeln seien dabei ein hilfreiches Mittel, um die Luftqualität in den Räumen zu überwachen, erklärt er. Und weil die Geräte derzeit aufgrund der hohen Nachfrage nur sehr schwer erhältlich sind, bauen die Schüler die Ampeln im Unterricht kurzerhand selbst.

Physiklehrer Dr. Lutz Paelke und sein Physik-Technikkurs der achten Jahrgangsstufe haben sich der Sache angenommen. Sie bestellten die vorgefertigten Einzelteile, wie Mini-Computer, Sensor, Display, Kabel und Schrauben und setzen diese nun im Unterricht zusammen. Die Holzgehäuse für die insgesamt 15 Ampeln fräste Paelke selbst. Zudem schrieb er das Programm für die Mini-Computer.

Sind die Geräte dann fertig zusammengebaut, sollen sie in verschiedenen Klassenräumen des Blomberger Gymnasiums zum Einsatz kommen. Mit einem Netzteil werden die kleinen Kästen, die von der Größe her auf eine Handfläche passen, an die Steckdose angeschlossen. Das Display zeigt dann eine Zahl an. Steht dort etwa 800 ppm geschrieben, dann leuchtet die Ampel grün. Bei ppm – parts per million – handelt es sich um die Maßeinheit in der Kohlendioxid (CO2) gemessen wird. »Bis 1000 ppm ist die Luft im Klassenraum gut«, erklärt Paelke. Zum Vergleich: Draußen an der frischen Luft liegt die Konzentration bei etwa 400 ppm.

Doch was hat der Kohlendioxid-Wert nun mit dem Coronavirus zu tun? »In der ausgeatmeten Luft ist CO2 enthalten«, erklärt der Physiklehrer. Sei viel ausgeatmetes Kohlendioxid in der Luft, dann seien auch viele Aerosole im Raum. Dabei handele es sich um kleinste Teilchen, an die sich bei einer infizierten Person auch die Coronaviren aus den Atemwegen anheften. Diese würden sich dann in der Raumluft verteilen. Somit lasse sich mit der Ampel indirekt ein möglicherweise erhöhtes Infektionsrisiko ablesen.

Gelb wird das Display der CO2-Ampel bei einer Konzentration ab 1000 ppm. Bei einem Wert zwischen 1500 und 2000 ppm sei die Qualität der Raumluft nicht mehr gut und die Ampel zeige orangenes Licht, erklärt Paelke. Alarm schlage das Gerät bei mehr als 2000 ppm – das Display leuchtet rot und ein Signal ertönt.

Was das Lüften angeht, gibt es am HVG schon jetzt klare Regeln, wie Schröder berichtet. So werde am Anfang der Stunde, 20 Minuten nach Unterrichtsbeginn und am Ende der Stunde jeweils fünf Minuten gelüftet. Generell würde eine erhöhte Kohlendioxid-Konzentration im Klassenraum auch die Denkleistung verringern, merkt der stellvertretende Schulleiter an.

Mit der CO2-Ampel könne man nun überprüfen, ob die Lüftungsregeln gegebenenfalls angepasst werden müssten. Die Schulleitung freut sich, dass der Schulträger, die Stadt Blomberg, sofort bereit war, die Finanzierung für dieses Projekt zu übernehmen. Pro Ampel sind Kosten von rund 60 Euro entstanden.

»Aufgrund der hohen Nachfrage würde man im Moment für eine CO2-Ampel mindestens das doppelte zahlen«, sagt Paelke. Somit sei mit den selbstgebauten Ampeln nicht nur ein Lerneffekt bei den Schülern erzielt, sondern auch Geld gespart worden, sagt der Physiklehrer. »Ganz im Sinne: Die Krise als Chance«, meint der stellvertretende Schulleiter.

Physiklehrer Dr. Lutz Paelke leitet Emre (13) und die anderen Schüler des Physik-Technikkurses an, wie sie die Einzelteile der CO2-Ampeln zusammenbauen müssen. Mit den selbstgebauten Exemplaren spart die Schule sogar Geld. Foto: Michaela Weiße