Montag, März 18, 2024

Blomberger wurde zum Flaschenbier-Pionier

Blomberg (lz). Die Deutschen und das Bier – eine Bindung, die seit mehr als tausend Jahren anhält.

Die Kunst des Brauens brachten Einwanderer Mitte des 19. Jahrhunderts nach Übersee. Zwar gibt es bereits Bier in den USA, die Einwanderungswelle ändert jedoch einiges. Unter den Deutschen ist auch ein Blomberger, der Karriere mit dem Gerstensaft macht.

Dessen Geschichte sorgt schon damals für staunende Gesichter. »Die drei Herren Christian Voechting, Schape und Uihlein in Milwaukee haben in Verbindung mit einer sehr großen Bierbrauerei ein Flaschenbier-Exportgeschäft etabliert, welches in kurzer Zeit zu einer ganz bewundernswerten Ausdehnung gediehen ist«, heißt es in der Lippischen Landes-Zeitung vom 10. Juli 1882.

Das Unternehmen lieferte beachtliche Zahlen: So wurden 1880 bis 1881 insgesamt 23.000 Barrel Bier auf Flaschen gezogen und in 45.000 Kisten verschickt. Im Jahr darauf wurden 25.164 Barrel abgezogen und in 5,6 Millionen Flaschen geliefert. »Das Gebiet der Versendung erstreckt sich auf alle Teile der Erde. Die Kisten gehen nach den kalten, gemäßigten, warmen und heißen Erdstrichen, und nie kommen Klagen über verdorbenes Bier«, heißt es weiter. Zu verdanken sei dies dem Prozess der Pasteurisierung, der einige Jahre zuvor Einzug gehalten hatte.

1877 hatte sich die Voechting, Schape & Co, gegründet, die fortan für den Konzern Joseph Schlitz Beverage Company beauftragt war, um Lager-Bier in Flaschen zu ziehen und unters Volk zu bringen. »Ich muss aber gestehen, dass die Lektüre mir sehr viel Freude gemacht hat. Bemerken will ich nur noch, dass binnen weniger Sekunden mittelst einer Maschine 48 Flaschen gefüllt werden können, wodurch es möglich wird, täglich bei zehnstündiger ununterbrochener Tätigkeit 250 bis 300 Barrel Bier auf Flaschen zu ziehen«, heißt es im historischen Artikel.

Laut der 1881 veröffentlichten »History of Milwaukee« galt das Flaschenbier von Schlitz als weitläufig bekannt und beliebt. Die Schlitz Beverage Company galt unter den US-amerikanischen Brauereien als Pionier. 1895 hatte es das Unternehmen auf Platz drei der Liste der größten Brauereien geschafft. Gegründet wurde sie 1849 von August Krug Brewery, einem deutschen Einwanderer. Doch bis Christian Voechting sich dort einen Namen machen konnte, sollte es noch dauern.

Voechting wurde am 19. Februar 1839 in Blomberg geboren. In welcher Verbindung er zum Botaniker Hermann Christian Vöchting steht, ist unklar. Nach seiner Übersiedlung 1857 fand er in Milwaukee sein Zuhause. Zwei Jahre lang diente er während des Bürgerkriegs der freiwilligen Infanterie von Wisconsin. Nach dem Krieg übernahm er ein Hotel in Milwaukee, das Fond-du-Lac-House, das er 1871 aufgab. Dieser Schritt führte ihn in die Brauerei-Branche. Im selben Jahr landete er bei der Philip Best Brewing Company als »Collector«. Dort lernte er seinen späteren Geschäftspartner Herman Schape kennen.

Der Grabstein von Christian Voechting in Milwaukee lässt darauf schließen, dass der Blomberger in den Staaten geheiratet hat. Sieben Kinder hat seine Frau Frederica auf die Welt gebracht. Er starb 1915 im Alter von 75 Jahren. Milwaukee erlebte Mitte des 19. Jahrhunderts einen Einwanderungs-Boom – insbesondere viele Deutsche, die aufgrund der Unruhen 1848 in die USA gezogen waren. 1880 bestand die Bevölkerung der Stadt zu 27 Prozent aus Deutschen und ihren in den USA geborenen Kindern. 1856 gab es mehr als zwei Dutzend Brauereien in der Stadt, die meisten davon von Deutschen betrieben.

Die Firma Voechting, Shape & Co. hat das Abfüllen des Bieres für die Schlitz Brewing Company in Milwaukee übernommen. Ein Geschäftsfeld, das in kurzer Zeit explodiert ist. Foto: Ralf – stock.adobe.com