Donnerstag, Dezember 12, 2024

Heiko Thiel: »Wir hätten gerne so viel erlebt«

Blomberg. Am 5. Juli 2019 ist für Heiko Thiel ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.

Das Mitglied aus dem Pumpenrott ist Schützenkönig des Alten Blomberger Schützenbataillons (ABS) geworden. Seine Amtszeit hatte sich der 49-Jährige vermutlich etwas anders vorgestellt. Aufgrund der Corona-Pandemie sind viele Schützen-Veranstaltungen ins Wasser gefallen.

Im Interview mit dem Blomberger Anzeiger hat der zweifache Familienvater das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren lassen.

Anfang des Jahres kam das Coronavirus auf und hat vermutlich das Leben aller auf den Kopf gestellt. Wie haben Sie diese Zeit empfunden bzw. wie empfinden Sie sie noch?
Heiko Thiel: Es kam für uns ziemlich überraschend. Die letzte Veranstaltung, die wir gefeiert haben, war unsere Schützenfest-Nachfeier Ende Januar. Dann hatten wir noch unsere Jahreshauptversammlung und mit einem Schlag war alles vorbei. Wir hatten uns schon auf die anstehende Zeit gefreut.

Wie haben Sie das vergangene Jahr als Schützenkönig erlebt?
Heiko Thiel: Es war sehr ruhig. Wir hatten keine einzige Veranstaltung. Sowohl der Offiziersball als auch der Ausmarsch zum Schützenfest nach Hannover oder nach Großenmarpe hätte stattfinden sollen. Außerdem sollten »Die Höhner« anlässlich des 444-jährigen Bestehens des ABS nach Blomberg kommen. Aber nichts hat stattgefunden, was deprimierend war.

Inwiefern hat Sie die Corona-Pandemie in Ihrem Amt eingeschränkt?
Heiko Thiel: Man hatte sich auf die Veranstaltungen gefreut, aber auch darauf, das Schützenkönig-Sein im Rott ausleben zu können. Wir haben einen tollen Zusammenhalt und uns nur ein einziges Mal unter Corona-Bedingungen mit 20 Mann auf dem großen Saal getroffen, aber das war’s. Das ist sehr schade.

Worauf hatten Sie sich am meisten in Ihrer Amtszeit gefreut?
Heiko Thiel: Das wäre sicherlich das Schützenfest in Hannover gewesen. Bereits beim vergangenen Schützenfest waren wir vor Ort als Rott sehr stark vertreten. Als Königs-Rott hätten wir dieses Jahr vermutlich einen eigenen Bus mieten könne. Den einzigen Ausmarsch, dem wir beigewohnt haben, war der nach Herford und da war die Beteiligung bei uns aus dem Rott schon super. Ich hätte mich sehr gerne überraschen lassen, was denn in Hannover passiert wäre. Für den Hofstaat wäre es ein Highlight gewesen, bei den Menschenmengen das ABS zu repräsentieren. Das wäre phänomenal gewesen.

Was bedauern Sie als Blombergs Schützenkönig am meisten?
Heiko Thiel: Schwer zu sagen. Eigentlich das ganze Drumherum. Zwar wären viele Termine gewesen, aber das hat man im Vorfeld gewusst. Als Rott-Offizier kannte ich diese Termine schon und daher wäre es für mich nichts Neues gewesen. Aber das alles mit seinen Schützenschwestern und – brüdern zu erleben, wäre toll gewesen. Und das alles nicht zu mitnehmen zu können, ist sehr ärgerlich.

Welche Pläne hatten Sie für Ihre Amtszeit?
Heiko Thiel: Eine milde Regentschaft (lacht). Nein, vor allem wollte ich die Zeit mit den Schützenbrüdern und -schwestern genießen. Gerade auch die Veranstaltungen, bei denen wir mit dem Vize-König und dem Jungschützen-König zusammen gewesen wären. Wir waren vergangenes Jahr zusammen beim Karneval in Istrup und das war klasse. Jetzt haben wir schon gehört, dass die Karnevalssitzung nächstes Jahr nicht stattfindet. Das sind solche Veranstaltungen, wo wir gerne das ABS vertreten hätten.

2021 ist wieder ein Schützenfest-Jahr für Blomberg. Derzeitig dürfen keine Veranstaltungen stattfinden. Wissen Sie schon etwas bezüglich Planungen für das nächste Jahr?
Heiko Thiel: Als Rott-Offizier, der ich auch noch bin, weiß ich, dass im Hintergrund Gespräche mit Bands und Veranstaltern laufen. Die müssen ja auch geführt werden, denn es könnte ja sein, dass es im Sommer wieder Veranstaltungen geben darf. Ich glaube, man kann aufgrund der aktuellen Lage gar nicht vorhersehen, ob es ein Schützenfest geben wird. Ich denke, vor Februar/März wird es da auch keine Entscheidung geben. Man sieht es anhand der Karnevalsveranstaltungen, die sechs bis vier Monate im Vorfeld abgesagt wurden. Ähnlich wird es dann beim Schützenfest wohl auch laufen.

In Großenmarpe wäre in diesem Jahr Schützenfest gewesen. Der amtierende Schützenkönig Jan Borchardt hat die Ehre, das Amt zwei weitere Jahre zu bekleiden. Kam schon das Gespräch auf, wie es in Blomberg ablaufen wird, sollte das Schützenfest abgesagt werden müssen?
Heiko Thiel: Offiziell wurde an uns noch nichts herangetragen, eben weil man erst einmal davon ausgeht, dass es ein Schützenfest geben wird. Und wenn es stattfindet, wird es wohl auch einen neuen König geben. Wie sich das verhält, wenn es kein Schützenfest gibt, weiß ich nicht. Aber wir vom Hofstaat sind uns da einig, dass wir verlängern würden, wenn wir gefragt würden. Denn wir hatten nichts von unserer Amtszeit und dabei hätten wir gerne so viel erlebt.

Wie war es als Schützenkönig, seine Schützenbrüdern und -schwestern kaum sehen zu können?
Heiko Thiel: Sehr schwierig. Auf der einen Seite haben wir geschaut, ob wir was machen können. Wir haben uns vom Rott-Vorstand auch getroffen und diskutiert, ob wir innerhalb des Rotts etwas veranstalten wollen. Aber auf der anderen Seite hatten wir Bedenken, die Kontrolle zu verlieren. Die Verantwortung zu übernehmen, gerade für die älteren Schützenbrüder, fanden wir sehr schwierig. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden. Es gibt Schützenbrüder, die haben wir seit März nicht mehr gesprochen oder gehört. Wir haben zwar eine WhatsApp-Gruppe, aber in der sind nicht alle vertreten.

Was war es für ein Gefühl, als Sie erfahren haben, dass Sie der neue Schützenkönig sind?
Heiko Thiel: Es war sehr emotional und überraschend. Ich war den Freudentränen nah. Aber ich glaube, das hat man vergangenes Jahr auch gesehen.

Warum wollten Sie Schützenkönig werden?
Heiko Thiel: Wir sind ein relativ kleines Rott und da schwingt der Stolz gewissermaßen mit, wenn man einen Schützenkönig stellen kann. Ich habe immer gesagt, dass ich es gerne machen würde, wenn sich die Gelegenheit bietet. Und so schlecht habe ich anscheinend nicht geschossen.

Stehen grundsätzlich Anfang eines Jahres Veranstaltungen an, die ein Schützenkönig besucht? Besteht damit noch etwas Hoffnung, dass Sie als König noch etwas mitnehmen können?
Heiko Thiel: Wir wissen noch nicht, was für Veranstaltungen eventuell noch nachgeholt werden. Hinzu kommt, dass jedes Rott noch seine eigenen Veranstaltungen hat, von denen viele nicht stattgefunden haben. Doch im Moment ist leider noch nichts in Planung.

Das Interview mit Schützenkönig Heiko Thiel gibt es auch online auf Blomberg TV.

Am 5. Juli 2019 wurde Heiko Thiel (Zweiter von rechts) auf dem Marktplatz offiziell inthronisiert. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte er sein Amt nicht wie vorgesehen ausüben. Foto: brink-medien