Mittwoch, Oktober 9, 2024

Wirtschaftsministerin lobt die »Bessermacher« in Donop

Blomberg-Donop (mh). NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur besuchte kürzlich die Firma Oskar Lehmann.

Zeiten, in denen Wirtschaftsminister, zumal Grüne, mit erhobenem Zeigefinger Firmen zum Energiesparen oder zum Ressourcenschonen aufgefordert hätten, seien vorbei, sagt Neubaur. Die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie weiß um die Kompetenzen vor Ort. Bei Oskar Lehmann sieht sie sich bestätigt. »Ein Unternehmen, das macht, was nötig ist, um zukunftsfähig und ein guter Arbeitgeber zu bleiben«, lobt sie.

Die verlängerte Sommertour führte die Ministerin in bis dahin für sie unbekannte Gefilde: nach Donop. Ihr Ministerium habe ihr den Besuch empfohlen, sagte sie – der Ruf des Spezialisten für technische Lösungen aus Kunststoff hat sich also bis Düsseldorf herumgesprochen. Neubaur ging es darum, wie Ressourcen effizient genutzt, die Lebensdauer von Materialien verlängert und Reststoffe in die Wertschöpfungskette zurückgeführt werden können, um »Circular Economy« also, wie es so schön heißt.

»Dazu brauchen wir Ihre Initiativen. Und ich lade mich hier mit Wissen auf«, sagte die Politikerin. Gerade in schwierigen Zeiten für Unternehmen mit Pandemie, Krieg und Klimakrise gäben Besuche wie diese ihr Kraft und zeigten, wofür es sich lohne, »konzentriert und viel« zu arbeiten.

70 Prozent des Abfalls werde in die Produktion zurückgeführt, 20 Prozent verkauft und zehn Prozent lande tatsächlich in der Tonne, berichtete Geschäftsführerin Melanie Lehmann. »Wir versuchen, es besser zu machen.« Dies sei nicht immer einfach, manche Recyclate (PET-Abfälle, die zu Materialien aufbereitet werden, die wiederverwertet werden können) müssten erst durch den TÜV, bis ihnen ebenso gute Qualität wie den Originalen bescheinigt werde.

»Da gibt es durchaus auch Skepsis bei den Kunden. Gewisse Hemmnisse bleiben.« Schwierig sei es auch, Wertstoffabfälle von außen wiederzuverwerten. Sammelsysteme seien unzureichend, Logistik kompliziert. Wie ein Kunststoff-Schutzelement eines Bürostuhls nach Donop zurückführen? Oder Oskar-Lehmann-Teile an anderen Möbeln »in aller Herren Länder«? Hier sei auch die Politik gefragt, etwa durch Produktstempel, die eine sortenreine Sortierung ermöglichten.

Öffentliche Ausschreibungen könnten einen Anteil recycelten Materials verlangen. Auch einheitliche Sammelsysteme müssten her. Gefordert seien die Entsorgungsindustrie – und natürlich die Endkunden. Diese kauften nun mal keine weiße Wandfarbe, wenn der Eimer in einem nicht so schicken recycel-grau daherkomme. »Wenn der Eimer deutlich als recyclet gekennzeichnet werden würde, dann wohl«, zeigte sich die Ministerin optimistisch.

Neubaur bedauert, dass die Kreislaufwirtschaft in diesen Zeiten für viele Unternehmen wenige Priorität habe: Energiepreise steigen, Messen sind ausgefallen… Und sie räumt ein: »Viele Entscheidungsprozesse dauern immer noch sehr lange. Aber das ist ein Preis der Demokratie, den ich gerne zahle.« Sie forderte die Kunststoffwirtschaft zu mehr Transparenz auf. »Dass Plastik keinen guten Ruf hat, haben die Player auch selbst verursacht, etwa durch schieren Etikettenwechsel.« Niemand müsse die DNA seines Produktes verraten, aber es gehe um gleichwertige Produkte.

Ausdrücklich lobte die Ministerin die Initiative »Lippe zirkulär«, von Oskar Lehmann mitbegründet. »Ich komme gern nach Lippe und unterstütze Sie, etwa wenn es um bessere Vernetzung geht«, versprach Mona Neubaur.

Klimaschutzministerin Mona Neubaur hat den Durchblick. Oskar-Lehmann-Geschäftführerin Melanie Lehmann findet’s gut. Foto: Martin Hostert/LZ